Determinanten der Selbständigkeit

Die Selbständigen-Quote Deutschlands ist in den letzten Jahren gestiegen. Dennoch liegt sie weiterhin unter dem sinkenden EU-Durchschnitt.

Zwar ist in Deutschland mit seiner traditionell stark entwickelten Industriebasis die abhängige Beschäftigung weit verbreitet und eine hohe Selbständigkeit wird eher als kennzeichnend für schwächere oder weniger entwickelte Volkswirtschaften gesehen. Innerhalb der Dienstleistungsbranche, zu der auch die Kultur- und Kreativwirtschaft gehört, kann aber zunehmende Selbständigkeit durchaus ein Anzeichen von Wachstum sein.

Durch das bestehende Sozialversicherungssystem in Deutschland, bedeutet ein Rückgang der abhängigen Beschäftigung allerdings auch, dass immer mehr Menschen als Selbständige und Freiberufler sozialen Risiken wie ungenügender Krankenversicherung und Altersabsicherung ausgesetzt sind.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung veröffentlichte in dem Kurzbericht 23/2012 aktuelle Forschungsergebnisse zur Selbständigkeit. Dabei wird zwischen den Solo-Selbständigen ohne Angestellte und den Entrepreneuren, also Selbständigen mit Angestellten unterschieden. Seit Mitte der 1990er Jahre bedeutet ein Wachstum der Selbständigen-Quote in Deutschland vornehmlich ein Wachstum der Solo-Selbständigkeit.

Innerhalb von 5 Jahren nach ihrer Unternehmungsgründung wurden ICH-AG-Gründer und Überbrückungsgeld-Geförderte befragt. Herausgefunden wurde u. a., dass zunehmend länger arbeitslose Personen mit höherem Schulabschluss Selbständige oder Freiberufler werden, ebenso wie häufiger auch Frauen und Westdeutsche. Bezieher von Überbrückungsgeld sind häufiger Entrepreneure geworden, als Ich-AG-Geförderte. Wider erwarten liegen die Einkommen der Selbständigen im Bereich vergleichbarer abhängiger Beschäftigungen, jedoch unter den Einkommen der Entrepreneure. 92 Prozent der Entrepreneure und 87,5 Prozent der Selbständigen können durch ihr Einkommen ihre Existenz sichern.

Der neue „Gründungszuschuss“ der Sozialpolitik entspricht in seinen Leistungen eher dem alten Überbrückungsgeld, so dass bei zukünftigen Beziehern ein Rückgang der Solo-Selbständigen unter den nicht-abhängig Beschäftigten erwartet werden kann.

Handlungsbedarf wird bei der Vorbeugung von Altersarmut gesehen: 5 Jahre nach Unternehmensgründung sind weniger als die Hälfte der Selbständigen Pflicht- oder Freiwillige Mitglieder in der Gesetzlichen Rentenversicherung. 14,3 Prozent der Solo-Selbständigen und 9,3 Prozent der Entrepreneure verfügen über keinerlei Altersvorsorge.

http://doku.iab.de/kurzber/2012/kb2312.pdf

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