Die Indizierung ökonomischer Entwicklungen ist nicht ungewöhnlich, tatsächlich sind derartige Modelle omnipräsent. In Bereichen, die von allgemeinem Interesse sind, wie der Börse oder gesamtwirtschaftlichen Perspektiven, sind sie alltäglich. Wenn uns jemand mitteilt, der „Dax“ gehe nach oben oder unten, wissen wir, dass sich eine entsprechende Bewertung des Aktienmarktes auf bekannte und allgemein nachprüfbare Kriterien wie Kosten und Ertrag stützt. Entsprechend werden die Informationen als relevant und aussagekräftig akzeptiert.
Eine vergleichbare Bewertung des Kultur- und Kreativsektors gibt es bisher nicht. Sie muss freilich einem ungleich komplexeren Feld gerecht werden. Kriterien oder Faktoren wie beispielsweise Talent, Offenheit, Neugier, Experimentierfreude und Grenzüberschreitung lassen sich nicht einfach „bepreisen“. Ein Erfolg ist aber wesentlich von deren Nutzung bzw. dem Umgang mit ihnen abhängig. Dazu durchdringt der „schöpferische Akt“ von Künstler*innen und Kreativen den gesamten Sektor. Kurz, die Bewertung von Kreativität und kreativen Prozessen ist kompliziert und verlangt Antworten auf Fragen wie „Welche Teilthemen sind wirklich relevant?“ oder „Welche empirischen Daten sind valide genug, um aussagefähige empirische Befunde zu erheben?“
Trotz der Schwierigkeit, valide Kulturindikatoren zu bilden, sind in den letzten Jahren eine Reihe interessanter Index-Modelle und Monitoring-Systeme zur Kultur und Kreativität entwickelt worden. Dazu gehören unter anderem der „National Arts Index“ in den USA, der “Cultural and Creative Cities Monitor“ der Europäischen Union oder der „Cultuurindex Nederland“ der Niederlande. Diese drei Indexmodelle werden in einem Dossier Kultur-/Kreativindex 2018 von Michael Söndermann und Maximilian Norz vorgestellt.